Die außerordentlich gelungene Verfilmung des berühmten Tagebuchs von Anne Frank mit Lea van Acken, Ulrich Noethen und Martina Gedeck in den Hauptrollen. Bewegend inszeniert und geschrieben von den Machern vom Oscar-nominierten Film “Sophie Scholl – Die letzten Tage“.


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Es ist eins der berühmtesten Doku­mente über das Grauen des Holocausts: das Tagebuch der Anne Frank. Ihr Schicksal, als jun­ges jüdisches Mädchen auf weni­ge Quadratmeter in einem Amster­damer Hinterhaus über zwei Jahre versteckt vor den Nazis aufzu­wachsen, berührt weltweit, immer noch und immer wieder und insbe­sonders junge Menschen. Das Anne Frank-Haus in Amster­dam ist seit Jahrzehnten überfüllte Anlaufstätte, die UNESCO hat ihr Tagebuch zum Teil des Weltdoku­mentenerbes ernannt. Ihr Schick­sal zu verfilmen ist daher einer besonderen Verantwortung unter­worfen. Umso großartiger, dass Regisseur Hans Steinbichler und Autor Fred Breinersdorfer, der auch schon das Drehbuch zum Oscar-nominierten „Sophie Scholl“-Film schrieb, dieser schweren Aufgabe voll und ganz gerecht geworden sind, in inhaltlicher und in filmischer Weise.

“Das Tage­buch der Anne Frank” ist ein heraus­ragender Kinofilm, hoch­sen­sibel insze­niert und bewe­gend gespielt. Nachwuchsschauspielerin Lea van Acken, die für ihr Kino­debüt in „Kreuzweg“ 2014 den Silbernen Bären der Filmfestspiele Berlin erhielt, ist die ideale Beset­zung. Nicht nur passt die äußere Ähnlichkeit, glaubwürdig verkör­pert sie das junge, heranwach­sende Mädchen mit all seinen Flausen, seiner Koketterie, seiner Verletzt­heit, seinem Witz, seinem wach­senden Selbstbewusstsein, seinen Ängsten. Ihr Gesicht und ihre Tränen gefluteten Augen am Ende des Films bleiben einem noch lange haften und bewegen weit über den Film hinaus. An ihrer Seite in starken Rollen agieren Ulrich Noethen als liebender, hoffen­der, zweifelnder Vater, und Martina Gedeck als fürsorgende, stille, ängstliche Mutter. Gleich­zeitig haben Buch und Regie es geschafft, trotz der Kammerspiel­situation einen bilderstarken Kino­film zu machen. Nicht so sehr das Klaustrophobische ist dominant, sondern das menschliche Mitein­ander. Zudem bewegen sie sich filmisch auch immer wieder mit den Gedanken Annes hinaus in die Welt, hinaus aus dem Versteck in flüchtige Träume, Erinnerungen.

Deutschland 2015.
Regie: Hans Steinbichler
Mit: Lea van Acken, Ulrich Noethen, Martina Gedeck, Stella Kunkat, Margarita Broich u.a.
128 Min. Ab 12 J.

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www.facebook.com/anne.frank.DE

Im März 2015 jährte sich zum 70. Mal der Todestag von Anne Frank – jetzt ist, nach diversen internationalen Produktionen und dem ARD-Dokudrama im Frühjahr, erstmals nach all den Jahren eine deutsche Kinoproduktion zum Schicksal des jüdischen Mädchens entstanden, das weltweit bekannt ist und Generationen von Schülerinnen und Schülern das Grauen der Naziherrschaft vor Augen führte. Regie führte Hans Steinbichler („Hierankl“, „Winterreise“), das Drehbuch schrieb der renommierte Autor und Produzent Fred Breinersdorfer, der schon die herausragenden Bücher zu „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ und jüngst „Elser – Er hätte die Welt verändert“ schrieb. Ausgestattet mit den exklusiven Spielfilmrechten vom Anne Frank-Fonds inszenierten sie einen überragend guten Film, der ähnlich wie „Sophie Scholl“ weltweit Beachtung finden sollte.

Die Geschichte ist bekannt:
Wegen der Anfeindungen gegen die Juden in Deutschland durch die Nazis zieht Otto Frank 1934 mit seiner Frau und den zwei Töchtern von Frankfurt ins vermeintlich sichere Amsterdam. Als die Nazis die Niederlande überfallen, ist das normale Leben auch hier bald nicht mehr möglich. In der Öffentlichkeit müssen sie Judensterne tragen, werden sie von Nazibengeln drangsaliert. Als eine Flucht ins Ausland nicht mehr möglich ist, sorgt Vater Frank mit einer Geheimunterkunft vor. Hierhin verstecken sie sich, als die ältere Tochter Margot in ein Lager gebracht werden soll, versorgt von wenigen mutigen Freunden. Mit ihnen verstecken sich ein weiteres Paar mit ihrem Sohn und ein alleinstehender Mann. Am Ende werden diese 8 Personen mehr als 2 Jahre auf den wenigen Quadratmetern der verdunkelten Dachgeschosswohnung verbracht haben – eingepfercht und tagsüber zur ständigen Stille und zum Nichtstun verdammt. Und in der ständigen Angst, entdeckt zu werden.

Anne Frank ist die Jüngste von ihnen. Sie hat gerade ihren 13. Geburtstag gefeiert, ist ein schlaues, fröhliches, von den Eltern geliebtes Kind mit vielen Freundinnen und ersten Anzeichen der Pubertät. Nun muss sie im endlosen Versteck groß werden, muss sie erwachsen werden in diesem kleinen Kosmos, klar kommen mit ihren schwankenden Gefühlen, mit den Auseinandersetzungen in der Gruppe, mit der Ängstlichkeit der Mutter, der Zurückgezogenheit des geliebten Vaters. Schließlich mit ihrer ersten Monatsblutung und ihrer ersten Verliebtheit. Mit ihrer scharfzüngigen Wortgewandtheit und ihrem wachsenden Selbstbewusstsein eckt sie vielfach an in dieser Gruppe der Eingesperrten. Ihrem Tagebuch, dass ihr Vater ihr geschenkt hatte, vertraut sie ihre Erlebnisse, ihre Gedanken und Sehnsüchte an, anfangs noch als junger pubertärer Backfisch, später als schriftstellerisch ambitionierte Jugendliche.

Über Nachrichten aus dem Radio, etwa vom Einmarsch der Alliierten in der Normandie, kommt immer wieder Freude auf, Hoffnung, dem Grauen zu entgehen. Doch dann, am 4. August 1944, steht die Gestapo von der Tür. An der Rampe in Auschwitz wird Anne von ihrem Vater losgerissen – er wird als Einziger den Holocaust überleben. Und schließlich nach dem Krieg ihre Tagebücher finden und als Buch herausgeben.

Dass es gelungen ist, aus dieser weltweit Allgemeingut geworden Geschichte einen packenden Spielfilm zu machen, liegt einerseits an der hervorragenden Besetzung: Nachwuchsschauspielerin Lea van Acken, die für ihr Kinodebüt in „Kreuzweg“ 2014 den Silbernen Bären der Filmfestspiele Berlin erhielt, ist die ideale Besetzung. Nicht nur passt die äußere Ähnlichkeit, glaubwürdig verkörpert sie das junge, heranwachsende Mädchen mit all seinen Flausen, seiner Koketterie, seiner Verletztheit, seinem Witz, seinem wachsenden Selbstbewusstsein, seinen Ängsten. Ihr Gesicht und ihre Tränen gefluteten Augen am Ende des Films bleiben einem noch lange haften und bewegen weit über den Film hinaus. An ihrer Seite in starken Rollen agieren Ulrich Noethen als liebender, hoffender, zweifelnder Vater, und Martina Gedeck als fürsorgende, stille, ängstliche Mutter.

Gleichzeitig haben Buch und Regie es geschafft, trotz der Kammerspielsituation einen bilderstarken Kinofilm zu machen. Nicht so sehr das Klaustrophobische ist dominant, sondern das menschliche Miteinander. Zudem bewegen sie sich filmisch auch immer wieder mit den Gedanken Annes hinaus in die Welt, hinaus aus dem Versteck in flüchtige Träume und Erinnerungen. Ganz unaufgeregt ist ihre Inszenierung, ganz auf das Wesentliche focussiert. Sie verzichten auf Effekthascherei, auf alles Spekulative, sondern setzen neben der Besetzung auf höchstmögliche Sensibilität. Eng am Originaltagebuch und anderen persönlichen Aufzeichnungen von Anne Frank und ihrer Familie erzählen sie die Geschichte eines Teenagers „aus der subjektiven und somit authentischen Erfahrung eines frechen, ungemein klugen Mädchens in der Pubertät, das unter aberwitzigen Bedingungen aufwachsen muss“, so Regisseur Hans Steinbichler. Und untermalen ihre bewegende Geschichte zudem mit einer sensibel eingesetzten Musik, die wie die Bilder Kitsch und Pathos vermeidet und doch gefühlvoll den Film trägt.

Entstanden ist ein engagierter, hochsensibler, geradezu zärtlicher Film über ein aufgewecktes junges Mädchen – mit dem brutalstmöglichen Ende. Der Film läßt sie bis zur letzten Stunde in Gedanken ihr Tagebuch fortführen. Was schwer zu ertragen ist, aber die Wahrheit deutlicher macht und die tränengefüllten Augen dieses Mädchens nie vergessen läßt. Ganz in ihrem Sinne, denn so Anne Frank: „Ich will fortleben, auch nach meinem Tod. Ich will nicht umsonst gelebt haben.“ Dieser Film macht ihr dieses großartige Geschenk.